Wie werden sie behandelt?

Wenn Essen oder Hungern zur Ersatzhandlung werden, gilt es, genau hinzuschauen (differentialdiagnostische Abklärung) und weder zu bagatellisieren („Normale Krise beim Heranwachsen! Gibt sich schon von selbst!“) noch vorschnell zu etikettieren („Schwere Störung! Kaum therapierbar!“).

Ess-Störungen sind psychische Störungen mit Suchtcharakter, die mit Psychotherapie behandelt werden. Zwar werden in letzter Zeit bei starkem Übergewicht (= Adipositas) auch andere Methoden, z.B. Magenballon, Magenband und weitere chirurgische Methoden diskutiert und angeboten, die seelische Problematik von Ess-Gestörten wird dabei jedoch hinten angestellt.

Ess-Störungen werden ambulant in Beratungsstellen oder psychotherapeutischen Praxen und stationär in spezialisierte Station oder Kliniken behandelt. Welche Behandlung für wen die richtige ist, ist wieder individuell zu entscheiden. Es gibt viele unkomplizierte, innerlich gefestigte Essgestörte; die ihr normales Leben für eine Behandlung nicht unterbrechen wollen. Es gibt aber auch Magersüchtige, die so ausgezehrt sind, dass sie parallel oder zuerst medizinischer Betreuung bedürfen. Und es gibt Essgestörte mit zusätzlichen psychischen Störungen (Komorbidität). Stationäre Behandlung ist immer eine Option und immer das „schwerere Geschütz“.

In fünf Jahrzehnten der psychotherapeutischen Behandlung von Ess-Störungen hat sich eines gezeigt: den Königsweg, die allein wirksame Methode der Behandlung gibt es nicht. Es gibt einzelne Ess-Gestörte und ihre jeweils individuellen Wege aus der Störung. Deshalb ist in der ambulanten oder stationären Behandlung ein psychotherapeutischer Methodenmix üblich, wobei einzelne Psychotherapeuten und Kliniken nach unterschiedlichen Schwerpunkten behandeln. Wie sie Ess-Störungen verstehen und welche psychotherapeutischen Verfahren sie dabei anwenden, ist abhängig von ihrer Aus- und Fortbildung („Schule“).